Das Leben hinter dem Bart

Kaum hab ich den heutigen Titel zum Beitrag fertig muss ich mich auch gleich davon distanzieren. Nein, es geht nicht etwa um Untermieter im Bart. Auch wenn, und alle Papas werden mir beipflichten, der Befall mit Läusen keine Folge von Hygieneproblemen ist, die kleinen Blutsauger stehen heute nicht im Mittelpunkt. Auch um die diversen Mikroben, die sich um die Hygiene im Gesicht kümmern, geht es heute nicht. Im ordentlichen Bart wohnt tatsächlich nur einer und das ist der Bartträger selbst. Für die Umwelt verborgen regt sich aber hinter dem Bart so einiges.

Gestik und Mimik

Als Mensch kommuniziert man verbal und nonverbal. Wer nicht alleine lebt, der kennt vom Schlafzimmerblick bis zum Blick der nicht nur töten kann, sondern es auch tut, jede Regung der Augen der Mitbewohnerin. Offen, halbgeschlossen, oder fest zugekniffen können die Augen Nachrichten transportieren, die beim Adressaten wie eine Bombe einschlagen. Aber nicht genug mit dem Äuglein, man kommuniziert auch mit anderen Teilen des Gesichts. Die Augen haben eine wichtige Rolle, nicht minder wichtig ist aber auch der Mund. In vielerlei Hinsicht ist die Futterluke aber eine undichte Stelle.

Aaahhh

Lächeln, die zitternde Unterlippe der Charakterdarsteller und der leicht geöffnete Mund, der allerhand Ausdrücke darstellen kann. Entsetzen, Trauer, Furcht und 1000 andere Emotionen, die die Lippen formen können. Wir sprechen, oder eigentlich schreiben aber immer noch von der nonverbalen Kommunikation. Sitzt Du jetzt vor Deinem Empfangsgerät und liest diesen Beitrag, dann wird Dein Mund manche Regung darstellen. Staunen, ein lautlos gehauchtes „Wow“, oder ein verschmitzes Schmunzeln wird sich da abspielen und dem versierten Beobachter verraten, was für eine atemberaubend tolle Webseite Du Dir gerade ansiehst. Allerdings kann der versierteste Beobachter in Deinem Fall auch nicht viel ausrichten, weil der emotionale Striptease, den die Lippen da hinlegen bleibt hinter dem Bart vor neugierigen Blicken verborgen.

Was denkst Du?

Wer es mit den Konturen nicht zu locker nimmt, dem bleiben trotz prächtigem Vollbart noch die Augen für die nonverbale Kommunikation über. Hinter dem Bart bleiben die Lippen aber unter sich. Da kann man sabbern, grinsen, oder Blockflöte spielen, ohne dass das Gegenüber etwas mitbekommt. Was auf den ersten Blick wie ein Nachteil klingen könnte, ist aber ein ziemlicher Vorteil! Liest man sich diesen Beitrag über Boris Becker durch, der bei einem Pokerturnier verloren hat, dann wird klar, dass sich ein rasiertes Gesicht einfach nicht zum Pokerspielen eignet. Jeder kann lesen, was man denkt, oder fühlt. Kombiniert man einen gepflegten Bart mit einer gepflegten Sonnebrille Marke Puck, die Stubenfliege, dann ist jede Sturmhaube man in Sachen zur Schau getragener Emotionen im direkten Vergleich ein offenes Buch. Passt die Rivercard perfekt zum Royal Flush, den man in der Hand hält, denn darf man hinter dem Bart schon mal Lächeln, mit den Zähnen klappern und sich die Lippen ablecken. Hinter dem Bart, verdeckt vom Moustache werden die Mitspieler nichts wahrnehmen.

Hinter dem Bart

Das Leben hinter dem Bart ist in fast jeder Lebenssituation ein Vorteil. Schlagen einem nicht gerade Flammen ins Gesicht, kann man hinter dem Bart in Diskussionen, Verhandlungen, oder im Streit sehr erfolgreich sein. Das Gegenüber zu verstehen ist auch für den geschulten Verkaufsmitarbeiter wichtig um uns allerhand unnützes Zeug aufzuschwatzen. Steht so ein aufstrebender Jungverkäufer vor dem Bart, dann fehlen ihm im wahrsten Sinn des Wortes genau diese Worte. Wo soll er ansetzen, worauf reagiert der potentielle Umsatzbringer, was sind seine Wünsche und Sehnsüchte. Wo andere mit erregtem Zucken der Mundwinkel zu erkennen geben, dass sie jetzt bereit sind, zu unterschreiben, da werden dem Bartträger noch ein paar Extras draufgepackt. Vielleicht zucken die Mundwinkel auch, aber hinter dem Bart bekommt das niemand mit.

Müde? Ich? Nie!

Sogar ein verstohlenes Gähnen ist, der richtige Bartstyle vorausgesetzt, drin. Ein klares Zeichen von Langeweile und Desinteresse. Vorgesetzte, Kollegen, Kunden, oder noch schlimmer, die Mitbewohnerin reagieren auf solche Signale. Hinter dem Bart ist man sicher vor neugierigen Blicken. Aber wir können auch anders. Die Gesten, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, ehrliche und offene Emotionen können durch den Bart nach außen dringen. Die Dosis machts und wer etwas mitteilen möchte, der kann das auch ganz wunderbar mit Bart. Wer das nicht möchte kann das genauso wunderbar mit seinem Bart. Das Raum-Zeit-Kontinuum, die Unendlichkeit, die Frau und ein Mann mit Bart sind ein paar der Dinge, die man nur dann versteht, wenn man ein Genie ist.

 

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