Kompromisslos Vollbart

Der Vollbart liegt voll im Trend. Wer seiner Gesichtsbehaarung die Aufmerksamkeit schenkt, die sie als wallendes Männlichkeitssymbol verdient, der kann sich sicher sein, auf dem richtigen Weg zu sein. Manch einer will auf diesen, mit wehenden Bärten rasant fahrenden Zug aufspringe und lässt sich da und dort ein paar Härchen sprießen. Ohne Bartpflege geht das aber nicht!

Bart, oder Haare im Gesicht?

Da gibt es einen haushohen Unterschied. Wer einfach mal den Einwegrasierer fallen lässt und dem Trockenrasierer frei gibt, dem wachsen in erster Linie einmal Haare, wo er sie sonst abrasiert hätte. Es bildet sich also, je nach Alter, genetischer Veranlagung und Testosteronspiegel eine mehr, oder weniger dichte Matte, die von Laien auch gerne als Vollbart bezeichnet wird. Klar muss aber sein, dass das, was da wächst die Urform und erst das Rohmaterial für den ordentlichen Vollbart ist.

Wissbegierige, die horizonterweiternde Nachmittage in Museen verbringen und dabei schon einmal mit anschaulichen Nachbildungen von Urmenschen konfrontiert waren, werden den Anblick von daher kennen. Gesichtshaare, die ungezügelt wachsen sind zweifelsfrei vorhanden, verdienen die Bezeichnung Bart aber nicht per se. Erst die handwerklichen Fertigkeiten des Trägers, oder eines eigens zu dem Zweck engagierten Barbier formen aus der männlich-haarigen Urgewalt, die da aus den Poren dringt, ein Meisterwerk und eine Skulptur, die tiefergehenden Prüfungen standhält und zurecht mit dem Prädikat Vollbart ausgezeichnet werden kann.

Wer B sagt sollte es dabei nicht belassen

Die Entscheidung, der Natur ihren Lauf zu lassen ist die richtigste der vielen Entscheidungen, die ein Mann im Leben trifft. Die eigenen männlichen Vorfahren haben jahrtausendelang ihr Bestes gegeben um in der Evolution die bartlosen Widersacher auszustechen und die eigenen bärtigen Gene zahlreich zu vermehren. Omas Oma Oma hat dem barttragenden Vorfahren nicht zuletzt aufgrund seiner Gesichtbehaarung heftig zugesprochen und kurzerhand Omas Oma Mama mit ihm hervorgebracht. Die Weitergabe des Bartgens zieht sich durch Generationen und wir verdanken den bärtigen Casanovas, die zwischen Mammut und Säbelzahntiger ihren Mann standen Leib und Leben.

würdige Deinen Groß^95.000-Vater

Allein deswegen um diese Großleistung von Opa Erectus zu würdigen, aber auch um fortpflanzungstechnisch in seine sehr erfolgreichen Fußstapfen zu treten ist das Ja zum Bart Pflicht!

Allerdings hat sich in den letzten 1,9 Millionen Jahren technisch einiges getan und neben so unwichtigen Dingen, wie Rad, oder Baumwollunterwäsche hat die Menschheit auch Sinnvolles hervorgebracht und modernes Rasierzeug entwickelt. Während der Homo Erectus, der sich erst wackelig auf seinen krummen Beinen hielt, eine astreine Entschuldigung dafür hat, dass er zwischen Jagen und Sammeln wenig Zeit für die Bartpflege hatte, kannst Du keine ähnlich dringenden Verpflichtungen vorweisen. Es ist heute, dank männlicher Pionierarbeit und ausgefeilter Ingenieurskunst, nicht mehr nötig die Rasierklingen selbst aus dem Fels zu hauen. Die Aufwände für die tägliche Rasur waren früher einfach zu hoch und da das Bearbeiten der Rasierklingen von der ohnehin kurzen Lebensdauer des Urmenschen abging, hätten sich wohl nur die Aasfresser des Pleistozän am perfekt gepflegten Vollbart des Abendessens sattgesehen.

Alles zu seiner Zeit

War der wilde urtümliche Bartwuchs in der frühen Erdgeschichte aus nachvollziehbaren Gründen die einzig richtige Entscheidung, so muss man einräumen, dass die Lebensumstände sich dramatisch verändert haben. Der Lebenszeitmangel und das niedrige Intelligenzniveau der in Frage kommenden Lebensgefährtinnen rechtfertigte zur Urzeit die Vernachlässigung der Bartpflege. Der moderne Mann kann hier aber argumentativ nur schwer mithalten. Mit durchschnittlich 80,89 Jahren Lebenserwartung und Bartpflege im Ausmaß von rd. 15 Minuten, bringt der Deutsche des 21. Jahrhunderts also locker 2.764.496,64 Rasuren in der Lebenszeit unter, bevor er das Rasiermesser abgibt. Macht er täglich ein paar Pinkelpausen zwischendurch, schafft er vielleicht weniger, aber zumindest einmal pro Tag sollte er die paar Minuten Investition in die Männlichkeit unterbringen können, ohne, dass er einen Höhlenbär, oder andere Highlights im Leben verpasst.

Also ran ans Gebüsch und Bartpflege

Wir haben es heute also nicht nötig uns völlig der Natur auszuliefern. Genauso, wie wir bei Regen nicht im Wald schlafen und bei Bergen einfach zur Tunnelbohrmaschine greifen, so sollte der Bart kultiviert und gepflegt werden. Was ungebändigt wächst ist nicht das, was der Mensch von heute im Gesicht haben sollte und auch Öko und Bio sind Schlagworte, die eine Bartpflege nicht obsolet machen. Heb Dich also ab vom Vorfahr und lass Dein Prachtstück im zeitgemäßen Style in deinem Gesicht prangen. Wende Dich mit Hingabe den Konturen zu, plane und forme den Bart, den Du tragen möchtest und belass es nicht einfach bei dem, was irgendein Baumbewohner dir vererbt hat. Lenke den Lauf der Natur in eine gepflegte Richtung!

Viel Hirn macht es Dir schwerer

Der Bart bringt Dir auch heute noch Vorteile. Du zeigst potentiellen Partnerinnen damit ganz unbewußt, aber eindeutig, dass es bei Dir am Testosteron nicht mangelt. Das Problem unserer Zeit ist aber, dass sich rund um das Stammhirn, das nach wie vor instinktiv und kompromisslos den Bartträger bevorzugen würde, allerhand Hirnmasse gebildet hat, die den ersten Reflex zum Bart relativiert. Da wird der Instinkt zwar wahrgenommen, aber die Großhirnrinde bremst den Bewegungsapparat, der den willigen Körper schon mal in Stellung gebracht hätte, bevor eine Widersacherin den männlichen Bart entdeckt und aktiviert statt dessen den Seh- und Geruchssinn. Wer da gepfuscht hat bereut es spätestens jetzt, weil wo früher schon alles entschieden war und nur noch ein paar operative Details auszuhandeln waren, wird das Bärtchen nicht nur aufgrund seiner Anwesenheit positiv gewertet. Die Bartpflege, die dem Bärtchen den letzten Schliff verpasst hat, die Vorzüge betont und die Wirkung unterstreicht und dabei nicht einen künstlichen Eindruck entwickelt, sondern den natürlichen Gesamteindruck herausarbeitet ist es, die letztendlich zum Ziel führt. Wo verfilzte und ungeordnete Barthaare sich mit Essenresten und anderen Verschmutzungen vereinen, da schaut niemand gern zweimal hin und die Evolution endet für diesen ungepflegten Zweig.

Brings zum Abschluss

Lass also wachsen, was wachsen will, aber lass nicht Dein Bärtchen und den Speiseplan entscheiden, wie Du aussiehst. Beseitige, was sich im Bart verfängt, sorg für Symmetrie und klare Grenzen und lass Dein Barthaar seidig glänzen.

Wo auch immer Du gut anzukommen planst, solange es nicht das Pleistözän, oder der Zoo sind, bringt der gepflegte Bart Dich näher an Dein Ziel als Gesichtbehaarung aus dem Naturkundemuseum!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert