Wann ist ein Vollbart ein Vollbart

Vielleicht haben es nicht alle mitbekommen, aber seit Dezember 2018 gibt es in Deutschland drei Geschlechter. Neben Weiblich und Männlich kennt das Gesetz jetzt Divers. In Österreich ist das auch so. Seitdem mussten zahlreiche Formulare geändert werden. Betroffenen fehlen entsprechende Geschlechtsmerkmale und sie lassen sich nicht eindeutig als weiblich, oder männlich einordnen. Auch sekundäre Geschlechtsmerkmale, also auch der Bart, ist davn betroffen. Das soll aber nicht unser heutiges Thema sein. Wann ein Mann ein Mann ist entscheidet also mittlerweile der Amtsarzt. Wann ein Vollbart ein Vollbart ist, ist gesetzlich nicht so eindeutig geregelt. Sehen wir uns das also einmal genauer an.

Begriffsbestimmung

Eine der wichtigsten Abgrenzung, die man als Bartträger kennen sollte, ist der Unterschied zwischen einem Bart und Gesichtsbehaarung. Ein Barthaar macht noch keinen Bart. Wer also Rasiermesser und Rasierapparat wegsperrt und die Wartungsarbeiten im Gesicht einstellt, dem wächst etwas, das der Volksmund gern als Bart bezeichnet. Aber das ist eine grundsätzlich falsche Bezeichnung. Würde man ein solches Experiment zwei Handbreit weiter oben, also mit dem Haupthaar durchführen, dann würde der Volksmund vielleicht auch von einer Frisur sprechen. Der Volksmund macht es sich in beiden Fällen leicht. Außerdem hat er wenig Expertise in diesen Belangen. Die Frisur entsteht unter Zuhilfenahme eines Kammes, oder einer Bürste. Im besten Fall kommt auch eine Schere zum Einsatz.

Gesichtsbehaarung

Die Natur sorgt sich durchaus um ein ansehnliches Resultat, wenn sie etwas wachsen lässt. So wird man kein Pferd mit Rastalocken treffen und auch keinen Affen mit Vokuhila. Die Genetik macht der Natur da aber oft einen Strich durch die Rechnung. So züchtete der Mensch beispielsweise Merinoschafe, die kurzerhand zuwachsen, wenn man sie nicht regelmäßig schert. Das Ziel der Zucht ist es, gute Eigenschaften zu verstärken. Das passiert in der Natur ständig. Sagt zumindest Hr. Darwin. Angeblich überleben die fittesten. Also nicht als Individuum, sondern in ihren Genen. Ein paar gute Eigenschaften erhöhen die Chancen auf dem Heiratsmarkt und auch auf Datingplattformen deutlich. Das war wohl auch früher so. Also hat sich bei vielen Männern ein ausgeprägter Bartwuchs durchgesetzt. Wird man ohne Rasiermesser im Australischen Busch ausgesetzt, erleidet man allerdings dasselbe Schicksal wie dieses Merinoschaf.

Bart und Bartpflege

Also unterscheidet sich der Vollbart dadurch, dass man ihn pflegt. Bartbürste & Bartkamm hilft bei der Pflege, aber auch das regelmäßige Kürzen der Pracht ist erforderlich. Zumindest selektiv sollte man mit Rasiermesser, Barttrimmer und Schere immer wieder zugange sein. De Gesichtsbehaarung und der Bart verhalten sich etwa wie ein Marmorblock und Michelangelos David. Der Künstler selbst hat die Ansicht vertreten, dass die Skulptur grundsätzlich bereits im Stein existiert. Er selber muss nicht viel tun. Er muss nur den überschüssigen Stein wegschlagen. So einfach das auch klingt, es setzt zumindest ein Verständnis für überschüssigen Stein voraus. Außerdem sollte man mit einem Meißel umgehen können. Ansonsten hatte er wohl recht.

Bartstil

Die Liste der Bartstile ist lang. Ich arbeite seit einiger Zeit an einer Auflistung und werde sie demnächst auf mein-vollbart.de veröffentlichen. Allerdings steckt viel Arbeit dahinter. Es gibt soviele Bärte, wie es Männer gibt. Jeder Mann hat seinen eigenen Bartstil. Bart wächst an manchen Stellen mehr, an manchen Stellen weniger. In all diesen Varianten lassen sich aber Muster erkennen. Muster, die man mit Barttrimmer und Rasiermesser in den Bart schneidet. Die Lage der Konturen und eine Rasur an bestimmten, ausgewählten Stellen formen einen ganz speziellen Bart. Die optische Wirkung ist dabei ganz unterschiedlich. Der Bart macht das Gesicht länger, kürzer, breiter, oder schmäler. Der Bart wirkt wie ein Schatten und verändert die Gesichtsform. Das Aussehen verändert sich also stark, wenn man einen Bart trägt.

Definition Vollbart

Nun, man kann es sich einfach machen um im Lexikon nachschlagen. Der IT-affine Millenial nutzt dafür das Internet. Hier findet sich eine bestechend einfache Beschreibung für den Vollbart:

Der Vollbart ist Behaarung, die beim erwachsenen Mann im Gesichts- und Kinnbereich wächst und nicht durch Rasieren entfernt wird.

sagt das Internet

Was aber heute schon im Kindergarten gelehrt wird ist, dass man dem Internet nicht glauben darf. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Seiten wie diese sind natürlich die Ausnahme, aber es gibt auch böse Webmaster, die Halbwahrheiten verbreiten. Nachdem man diese Definition aber an mehreren Stellen im Internet findet, muss sie wohl stimmen. Zumindest haben andere, die sie abgeschrieben haben, auch so gedacht.

Elemente des Vollbarts

Sieht man sich die oftkopierte Definition an, finden sich vier wesentliche Elemente.

  1. Behaarung
  2. im Gesichtsbereich
  3. im Kinnbereich
  4. nicht durch Rasieren entfernt

Also ist alles, bei dem irgendwo im Gesicht und am Kinn Haar wächst, das nicht abgeschnitten wurde, ein Vollbart? Das sehe ich anders. Sehen wir uns einmal das an, was wir von dieser Definition mitnehmen können.

Gesicht und Kinn

Ich stimme mit dem Internet überein, dass ein Vollbart im Gesicht und am Kinn wächst. Allerdings würde ich in der Definition noch ein wenig detailliert werden. In meinen Augen umfasst ein Vollbart folgende Bereiche:

  • Kinn
  • Oberlippe
  • Wangen

Drei Bereiche, die eine Reihe von Bartfrisuren ausscheiden lassen. Eine Schifferkrause, bei der die Oberlippe rasiert wird, ist meiner Ansicht nach kein Vollbart. Auch ein Moustache, selbst wenn er weit über die Wangen und vielleicht sogar bis zum Haaransatz gezogen wird, ist kein Vollbart, solange das Kinn frei bleibt. Der Chin-Anchor, bei dem zwar Oberlippe und Kinn, aber nicht die Wangen bärtig sind, ist in meinen Augen auch nicht als Vollbar zu bezeichen.

Wann ist ein Vollbart ein Vollbart?

Nun, eine wichtige Frage beim Vollbart ist die Länge. Dabei spreche ich nicht über Dimensionen wie eine, oder zwei Handbreit unter dem Kinn. Ich denke eher an den unterschied zwischen Millimetern und Zentimetern. Sehen wir uns einmal einen Dreitage Bart an. Solche Bärte wachsen in der unteren Gesichtshälfte fast überall. Damit erfüllt der Dreitagebart ein Kriterium des Vollbarts. Auch wenn er, anders als der Name es vermuten lässt, durchaus älter sein kann, ist er auf jeden Fall kurz. So kurz, dass man die Haut darunter sehen kann. Nichts gegen diesen Bartstil, aber ein sehr kurzer Bart sollte nicht als Vollbart bezeichnet werden. Wir haben also ein weiteres Kriterium für den Vollbart:

  • Verdeckt die Haut

Undurchsichtig

Meiner Meinung nach ist ein Vollbart so lang uns so dicht, dass er die darunterliegende Haut verdeckt. Das sollte er zumindest stellenweise in den oben genannten drei Bereichen tun. Wir kommen also zu folgender Definition für einen Vollbart:

Ein Vollbart ist gepflegte Behaarung an der Oberlippe, den Wangen und dem Kinn, die so lange ist, dass sie die darunterliegende Haut verdeckt. Gepflegt gilt die Behaarung dann, wenn sie klare Konturen aufweist und regelmäßige Bartpflege daheim, sowie optional auch beim Barbier erfährt.

Definition Vollbart von mein-vollbart.de

Klare Regeln

Mir ist klar, dass damit einige Bartfrisuren nicht als Vollbart gelten. Aber sieht man den Vollbart als nur eine der Bartfrisuren und nicht als Überbegriff, dann ist das klar. Auch wenn man den Namen für eine Gruppe von Bartfrisuren anwenden will, ist das kein Problem. Solange die verschiedenen, oben genannte Kriterien eingehalten werden. Neben dem Ort, an dem man die Haare kultiviert, ist auch die Pflege der Barthaare ein entscheidendes Kriterium. Ist man Kunde in einem Bartpflege Produkte Shop für Bartliebhaber und hat daheim alles, was der gesunde Vollbart für seine artgerechte Haltung braucht, dann reicht das noch nicht aus. Man muss es auch jeden Tag anwenden!

Spreu und Weizen

Es ist ein naheliegender Gedanke, den einfache Gemüter gerne denken, aber ein von Barthaar überwuchertes Gesicht ist nicht als Vollbart zu bezeichnen. Nicht jeder, der ungepflegt der Natur ihren Lauf lässt und mit geschnürten Ledersandalen, Jutewamst und Stirnband auch durch ungezügelten Haarwuchs in allen Körperregionen seiner Einzigartigkeit und seinem Auflehnen gegen die Konventionen Ausdruck verleiht, trägt Vollbart. Ja, da wachsen Haare, wohin man seine entsetzten Augen auch streifen lässt. Es fehlt aber die Pflege. Genau diese Bartpflege, das liebevolle Setzen der Konturen, das behutsame Glätten und das fast schon erotische Einmassieren der Bartpflegeprodukte macht genau den Unterschied auf den es ankommt. Er die Pflege und das Bewußtsein dafür macht den Vollbart zum Vollbart.

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