Der Vollbart, das Baby und das Risiko

Die Vorzüge des bärtigen Vaters sind vielschichtig. Man kann, und das muss man ganz ehrlich zugeben, vielen rasierten Vätern natürlich nicht absprechen, dass sie ihren Job ausgezeichnet machen, aber auch bei den Bärtigen gibt es reichlich vorbildliche Elternteile. Der Bart ist ein Zeichen von Dominanz und macht es dem Vater oft leichter vom Nachwuchs respektiert und Ernst genommen zu werden. Allerdings birgt der Bart in der Erziehung und der Betreuung der Kinder auch ein Risiko, vor dem ich heute eindringlich warnen möchte.

Vorbildwirkung

Hat der Vater einen Bart, dann ist die Welt in Ordnung. Das Kind lernt viel über den Bart, kann bei der Bartpflege zusehen und später, wenn Testosteron den Bart wachsen lässt, oder Östrogen den Bart interessant finden lässt, haben die Kinder Erfahrung mit der Materie. Die Jungs lernen, wie man mit dem Barthaar umgeht, profitieren von der Ausstattung des Vaters und streben es an, in seine bärtigen Fußstapfen zu treten. Die Mädchen lernen von klein auf, dass tolle Männer, auf die man sich verlassen kann, Bärte tragen. Ich möchte nicht zu romatisch werden und leider gibt es auch ein paar, mit und ohne Bart, die das mit der Vaterschaft nicht ganz so ideal hinbekommen, aber bei den meisten bärtigen Vätern ist das nun mal so. Der Mann mit Bart ist ein Vorbild für die Kinder.

Väterliche Pflichten

Trotzt Emanzipation und Gleichberechtigung ist es nun mal so, dass Frauen einen großen Schritt näher an der Kindererziehung dran sind, als der Mann. Dazu muss das Kleine nicht unbedingt noch gestillt werden. Die Natur hat sich einiges beim Design der Frau überlegt, was sie zur optimalen Ansprechperson für Kleinkinder macht. Seien die eingebauten Trinkfläschchen, die immer zur Stelle sind, wenn der Nachwuchs seine Milch möchte, oder die seltsame Wachsamkeit, die die Frauen fast reflexartig aus dem Bett katapultiert, wenn das Kind 6 Zimmer weiter hüstelt. Wir Männer haben da vergleichsweise wenig zu bieten. Nix zu essen unterm Hemd und eine beeindruckende Vorbildwirkung beim Durchschlafen zeichnen uns aus. Also hat die Natur neben weiblichen Brüsten und einem reichhaltigen Portfolio an Mutterinstinkten auch noch das Trinkfläschchen evolutionär entwickelt.

Prost mein Kleiner

Als Papa hat man mitunter die Freude und das Vergnügen dem Nachwuchs mit der Trinkflasche eine gehaltvolle Mahlzeit aus weißem Pulver und warmen Wasser darzureichen. Milchpulver mit kochendem Wasser aufgegossen und im Fläschchen serviert kann zwar das kindliche Vergnüger des Nuckelns an der Brust nicht ersetzen, aber zumindest den Hunger stillen. Oft ist der Umstieg von der Mutter- auf die Trockenmilch der Moment zu dem der Vater in die Ernährung des Kindes einsteigt. Die Chance endlich das Fehlen der eigenen Brust und das damit verbundene Unvermögen der Versorgung des Kindes mit frischgezapften sicherzustellen durch künstliche Erzeugung von kindgerechter Milch in wenig erotischen Brustsubstituten wird von einigen Vätern dankbar genutzt. Endlich kann man sich auch aktiv am Großziehen des Kindes beteiligen und erahnt selig, wie es sich anfühlt zu stillen.

Milch in Flaschen

Der positive Nebeneffekt, dass die mütterlichen Milchdrüsen wieder für ihren Sekundärzweck frei werden, ist oft eine zusätzliche Motivation, das Fläschchen zu verabreichen. Allerdingt gibt es beim Vorgang der kindlichen Fütterung einen kleinen Teil des Rituals, bei dem der Bart ein Risiko darstellt. Ist man versiert, dann geht die Zubereitung der leckeren Milchmahlzeit ganz selbstverständlich von der Hand. Pulver nach Anleitung in die Flasche, Wasser drauf und schütteln. Soweit, so einfach nur machen gleich zwei Naturwissenschaften dem reibungslosen Ablauf einen Strich durch die Rechnung. Einerseits ist es die Biologie, die der Meinung ist, dass im Leitungswasser die eine, oder andere Bakterie lebt. Man will das verseuchte Wasser dem kleinen Kind nicht antun, also kocht man es ab. Da steigt die zweite Naturwissenschaft ein. Die Physik ist ganz alleine schuld daran, dass Wasser bei einer Temperatur von 100° Celsius kocht.

Verdammt heiß

100° Celsius ist richtig heiß und das Wasser blubbert wie heiße Lava in Wasserkocher, oder Topf, bevor es zischend und dampfend in die Trinkflasche, in der das Milchpulver nichtsahnend wartet, gekippt wird. Die Skala an der Trinkflasche hilft dabei, die richtige Menge zuzubereiten. Ist die siedend heiße Milch fertigt braucht man entweder Geduld, oder einen Topf mit kaltem Wasser. Die Temperatur der Selfmade-Milch ist schlichtweg zu hoch um es dem Kleinen direkt zu füttern. Man wartet also, bis die größte Hitze verflogen und die Milch trinkbar ist. Dazu gibt es eine Reflexhandlung, die man sich als Bartträger rasch abtrainieren sollte!

Der Keine Ahnung – Bereich

Man greift nach der Flasche und fühlt mit den Fingern und der Handfläche, ob die milchige Flüssigkeit bereits trinkfähige Temperatur erreicht hat. Es gibt drei Bereiche bei dieser unpräzisen Meßmethode. Die Milch kann kalt genug sein, die Milch kann zu 100% noch zu heiß sein, oder keine Ahnung. Keine Ahnung ist der Bereich, der noch nicht überzeugt und fast alles offen lässt. Die unsensible Innenseite der Hand sendet ein Signal an das Gehirn, das besagt, dass da ein Verdacht besteht. Das Gehirn, unzureichend erfahren im Umgang mit dem Bart sendet einen kurzen, aber deutlichen Befehl aus. Ein Reflex, eine automatisierte Handlung um die Hitze eines Objekts, dass uns zu heiß scheint, zu prüfen.

Nein!

Hirn sagt: „Leg die Flasche doch mal an eine empfindliche Körperstelle um Temperatur zu validieren.“ und Körper macht, was Hirn befiehlt. Die wenigsten Männer stecken sich die Babyflasche in den Schritt um mal eben hautnah zu erleben, ob die Milch noch siedet. Statt dessen greift der Reflex in einen Bereich, der unerwartet ist. Die Hand bewegt sich, bevor das Großhirn konkreter wird. Temperatur prüfen bedeutet für die Hand, sie mal eben das zu prüfende Werkstück an die Wange zu drücken. Aus Sicht des Bartträgers und ganz im Sinne Deiner hungrigen Kinder, empfiehl es sich, den Reflex zu unterdrücken und andere Körperregionen auszuwählen. Die Ursache ist einfach und von jedem Bartträger schon häufig erlebt.

Um Kindes Willen

Die Sorge gilt heute einmal nicht dem Bart. Ob die Flasche noch nahe an den 100° liegt, oder schon auf Babyfreundliche 37° abgekühlt ist, ist an der Wange des Bärtigen nämlich dasselbe. Ja, man fühlt die Berührung und ja, man fühlt auch viel über das, was da an die Wange gedrückt wird. Was man aber einfach nicht mitbekommt ist die Temperatur! Der Bart isoliert unser Gesicht vor Umwelteinflüssen und ob wir einen 100° heißen Glaszylinder an die Wange halten, oder nicht ändert wenig am Gefühl an der Haut unterm Bart. Der Vollbart nimmt seine Aufgabe ausgesprochen ernst und auch absichtlich zur Wange geführte Elemente werden nicht besser, oder schlechter behandelt, als andere, die zufällig vorbeischauen. Das Gesicht bekommt von all dem nämlich kaum etwas mit. Der Bart in Höchstform sorgt für eine undurchdringliche Isolationsschicht und angenehme 37° an der Haut.

Heiß, oder kalt?

Hat man das „normale“ Programm durch und ist der Reflex abgelaufen, dann ist man ähnlich klug, als wie zuvor. Ob das jetzt heiß war, oder nicht, kann man unterm dichten Bart einfach nicht sagen. Die Gefahr liegt also auf der Hand. Oberflächlich an den Bart gehalten ist keine zulässige Messmethode. Steckt man die Flasche, nach dem Test an der Wange , direkt in das hungrige Baby, dann kann es passieren, dass ein markerschütternder Schrei das nächste ist was passiert, bevor die Mutter sich einmischt. Der Bart und seine isolierende Funktion stellen bei der Prüfung von Temperaturen an der Wange einen Showstopper da. Die Gefahr sein Kind zu verbrühen ist recht hoch und Folgeschäden und Traumata können auftreten.

Ausweichbacke

Es gibt am männlichen Körper trotz Bart durchaus auch unbehaarte und temperaturempfidliche Körperoberflächenteile werden sich einfach finden lassen. Oft sind sie auch frei zugänglich. Bitte nimm diese Flächen, wenn Du die Trinkflasche Deines Kindes vermessen möchtest. Einfach mal an ein Stück freie Haut gehalten und schon ist man sich sicher, dass es nicht zu heiß ist. Im Falle der Zubereitung einer vollständigen Trinkflasche ist es einfach nöig, die Temperatur zu checken. Schütz Dein Kind und sei Dir bewußt, dass das reflexartige Berühren der Haut an der Wange nichts bringt und auch noch eine Gefahrenquelle für das Kind ist. Höllisch heiße Mich kann aufgrund einer ungeeigneten Messmethoden den Weg in den Rachen des Kindes finden. Sei Dir dieser Schwäche des Bartes bei allem was Du tust, bekannt und sorg mit passenden Alternativen dafür, dass Dein Kind niemals einer zu heißen Milch ausgesetzt werden!

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